Handelt es sich bei der Europäischen Union um eine neue Supermacht mit imperialen Ambitionen? Ist es überhaupt ein Imperium? Diese Fragen wurden schon vor dem Krisenjahrzehnt (2008-2018) gestellt, aber auch in Folge. Sie werden analysiert und diskutiert mit Blick auf Realgeschichte (Entstehung, Struktur, Erweiterungen, Reaktionen durch Dritte, größerer machthistorischer Kontext, Erosion und Zerfall) sowie der Rezeptionsgeschichte (konkrete Wirkungsgeschichte, Stilisierungen, Vernachlässigungen, Überinterpretationen, Unverhältnismäßigkeiten in den Bedeutungszuschreibungen, Bezugnahmen auf geschichtliche Imperien, Vorläufer, Erzeugung von historischem Bewußtsein und Tradition, imperiale Schein-Kontinuitäten, Historiographien, das Heilige Römische Reich als Vorläufer?, moderner Forschungsstand und epochenübergreifende Vergleiche). Es folgen erste Befunde und sodann Überlegungen zu weiteren Entwicklungsmöglichkeiten der EU ("Lissabon-Strategie", Lissabon-Vertrag, die offene Frage der politischen Finalität, Nationalstaaten als EU-Mitglieder im Kontext der Globalisierung, die NATO- und EU-"Osterweiterung" und die Beziehungen zur Russland) sowie zur Frage, was die EU zusammenhält (der unvermeidliche kategorische Integrationsimperativ Deutschland, die deutsch-französische Partnerschaft als Voraussetzung, die integrierte Rechtsgemeinschaft, der Binnenmarkt, der Euro als Anker, die Mehrheit der Gemeinschaftsinstitutionen, außervertragliche Regelungen, äußere Krisen als Stimultoren, die "Flüchtlingskrise" als Lösungszwang und die soziale Dimension). Drängende Zukunftsaufgaben und die Voraussetzungen für ein weiteres Funktionieren der EU werden ebenso analysiert (Glaubwürdigkeit durch Vertragstreue und Stärkung der Legitimation, Selbstverantwortung und Solidarität sowie die alles überragende Herausforderung China).