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In der Reihe werden fast ausschließlich Manuskripte veröffentlicht, die dem Institut von außerhalb angeboten werden. Eine Veröffentlichung erfolgt erst nach einem mehrstufigen – positiv verlaufenen – Begutachtungsverfahren. Zumeist werden pro Jahr zwei Monographien publiziert, deren Umfang 500 Seiten nicht überschreiten sollte. Die bisher erschienenen Arbeiten weisen ein breites Themenspektrum auf, wobei der Schwerpunkt bisher auf der NS-Forschung lag. Die Reihe beschränkt sich nicht auf Darstellungen über die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert, sondern rückt zunehmend auch geschichtliche Entwicklungen in anderen europäischen Staaten in den Blick. Für die redaktionelle Betreuung der Manuskripte ist Petra Weber zuständig.
„Einen neuen Menschen schaffen‟ – das war das zentrale, nahezu obsessiv verfolgte Anliegen der faschistischen Führungsschicht. Lange Zeit wurde dieses Vorhaben einer anthropologischen Revolution als bloße Rhetorik abgetan. Die Studie von Jana Wolf widmet sich erstmals einem zentralen Realisierungsversuch – den mehr als 20 Ausleseschulen, die die Propaganda als „glühende Schmieden des neuen Menschen‟ pries. Aus ihnen sollten die physisch optimierten, ideologisch überzeugten zukünftigen Führungskräfte für Militär und Gesellschaft hervorgehen. Die Autorin untersucht Anspruch und Wirklichkeit einer Erziehungsinstitution in diesem Großprojekt faschistischer Menschenformung, verknüpft ideologischen Überbau, politische Praxis und individuelle Erfahrung der ehemaligen Zöglinge. Sie analysiert die Intentionen führender Faschisten und zeichnet Entstehungsgeschichte, Schülerschaft, Personal, Internatsalltag, pädagogische Praxis sowie Prägungen und Lebenswege der Schüler nach. So liefert diese Fallstudie Antworten auf die virulenten Fragen der Faschismusforschung nach dem tatsächlichen Umgestaltungswillen des Regimes, dem Verhältnis zu den alten Eliten, der Hervorbringung einer eigenen faschistischen Führungsschicht sowie der längerfristigen Wirksamkeit faschistischer Erziehung.
Wie hält man die Atlantische Allianz gegen den Druck der Öffentlichkeit zusammen? Wie funktioniert staatliche Sympathiewerbung in der Außen- und Sicherheitspolitik? Wie gelangt man durch kurzfristige militärische Aufrüstung zu langfristiger Abrüstung? Auf Grundlage bisher unveröffentlichter Quellen beschäftigt sich der Band erstmals mit der Kultur-, Bildungs- und Informationspolitik, mit der die Vereinigten Staaten während der Kontroverse um die Mittelstreckenraketen in den 1980er Jahren Einfluss auf die öffentliche und veröffentlichte Meinung in der Bundesrepublik nahmen. Die Neue Diplomatie-, Medien- und Strategiegeschichte untersucht komplementär harte und weiche Machtfaktoren der Internationalen Beziehungen und beleuchtet das Zusammenspiel von öffentlichkeitswirksamer Verhandlungsführung einerseits und arkanpolitischer Geheimhaltung anderseits. Im Zentrum steht Präsident Ronald Reagan – Realist und Visionär zugleich. In einem Jahrzehnt technisch beschleunigter Kommunikation behielt er mithilfe der Information Agency die amerikanische Deutungshoheit in Westdeutschland. In Michail Gorbatschow fand der Atomwaffengegner seinen wichtigsten Partner und größten Rivalen, als es darum ging, das Image eines Friedensstifters zu gewinnen.
Hermann Dietrich war einer der wichtigsten Vertreter des Weimarer Liberalismus und zählte zu den Spitzenpolitikern der ersten deutschen Demokratie. Desiderius Meier verknüpft politik-, sozial- und kulturgeschichtliche Fragestellungen und betrachtet diesen liberalen Bürger als Repräsentanten der Weimarer Epoche. Er untersucht Dietrichs Verflechtung mit den politischen Ereignissen, nicht zuletzt seine zentrale Rolle als Finanzminister in der Weltwirtschaftskrise, aber auch den Alltag des Reichstagsabgeordneten, die Praxis liberaler Partei- und Pressepolitik sowie die Ambivalenzen, die sein politisches Denken durchzogen. Darüber hinaus nimmt er Dietrichs bürgerliche Lebenswelt in den Blick. Schwerpunkte bilden die Analyse seiner materiellen Existenz, die sich anhand neuentdeckter Quellen im Detail rekonstruieren lässt und die Krisenwahrnehmungen, die mit den wirtschaftlichen Turbulenzen der Weimarer Zeit einhergingen.
"Licht, Luft, Sonne, Hygiene" avancierten in der Weimarer Zeit zu allgegenwärtigen Schlagworten, insbesondere im Zusammenhang mit Architektur und Moderne. Im Gegensatz zu den Zentren des Neuen Bauens wie Stuttgart, Frankfurt oder Berlin galt Bayern als rückständig. Gebäude aus dieser Epoche sind nicht immer auf den ersten Blick dem Neuen Bauen zuzuordnen, da die Adaption der Moderne im jungen Freistaat gegenüber der Avantgarde eigene Akzente setzte. Um den komplexen Hintergründen von Bauprojekten in unterschiedlichen Städten Bayerns gerecht zu werden, wählt Franz Hauner für seine regionalhistorische Untersuchung einen interdisziplinären Ansatz und geht über einen rein kunsthistorischen Blickwinkel hinaus. Die Studie zeigt, dass das traditionsbewusste katholisch geprägte Bayern sich nicht einem wie auch immer gearteten Kunstdiktat des protestantisch-preußischen Norddeutschland unterwerfen wollte, sondern bestrebt war, eine eigene Ausprägung des Neuen Bauens zu entwickeln und seine Deutungshoheit über Kunst und Architektur zu verteidigen.
Die SED suggerierte über Jahrzehnte hinweg, sie sei ein enges Bündnis mit der Palästinensischen Befreiungsorganisation unter Führung Jassir Arafats eingegangen, das auf gemeinsamen Werten und geteilten politischen Überzeugungen beruhte. Ost-Berlin war demnach ein einflussreicher Partner der PLO, der uneingeschränkt für die legitimen Rechte der Palästinenser und ihren eigenen Staat an der Seite Israels eintrat. Aber was bedeutete dies konkret? Wie substanziell war die PLO- und Palästinapolitik der DDR? Inwiefern griff Ost-Berlin in die Machtkämpfe um den Vorsitz der PLO ein? Von welchen Faktoren wurde die Haltung des SED-Regimes gegenüber Jassir Arafat bestimmt? Wie verhielt sich Honecker, als Syrien – einer der wichtigsten Verbündeten der DDR – immer wieder gegen die Palästinenser im Libanon Krieg führte? Wie beurteilte die SED die Westpolitik der PLO und Arafats Kampf um die politische Anerkennung der Bonner Regierung? Welches Konzept stand hinter Arafats doppelter Deutschlandpolitik? Diesen Fragen geht Lutz Kreller in seiner quellengesättigten Studie nach.
Das Ersatzheer der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg ist immer noch eine Terra incognita. Dabei war seine Bedeutung an der Heimatfront immens. Es übernahm dort für das NS-Regime wichtige gesellschaftliche Aufgaben, wozu auch ein besonderer Aspekt der NS-Gerichtsbarkeit zu zählen ist: die Wehrmachtjustiz im Heimatgebiet. Kerstin Theis zeichnet am Beispiel eines Militärgerichts ein umfassendes und nuanciertes Bild dieser bisher fast ganz übersehenen militärischen Einrichtung. Auf breiter Quellenbasis liefert sie ein detailliertes Gruppenprofil der dort tätigen Richter und Befehlshaber. Sie beleuchtet den Gerichtsalltag, der sich nicht in der Strafverfolgung gegen Deserteure und der Verhängung von Todesurteilen erschöpft, sondern ein breites Spektrum von Delikten und Angeklagten-Gruppen umfasst. Schließlich - und das ist das größte Verdienst dieser innovativen Studie - kann die Autorin zeigen, wie die Richter in der Heimat mit ihren Mitteln versuchten, aus der "Volksgemeinschaft" eine mobilisierte Wehrgemeinschaft zu formen, in der alles den Erfordernissen eines "totalen" Krieges untergeordnet war.
Trotz anfänglicher Bemühungen der Alliierten, die deutsche Militärelite für Verbrechen im Zweiten Weltkrieg zur Verantwortung zu ziehen, gelang es den meisten deutschen Generälen und Offizieren nach 1945 rasch, sich den neuen, insbesondere von den USA vorgegebenen politischen Rahmenbedingungen anzupassen. Bei der Integration der deutschen Militärelite in die westliche Wertegemeinschaft spielte auch die langjährige kriegsgeschichtliche Kooperation der U.S. Armee mit hunderten ehemaligen Wehrmachtsoffizieren eine wichtige Rolle, in deren Rahmen die Deutschen tausende Studien zum Zweiten Weltkrieg verfassten. Dabei bot die sogenannte Historical Division den deutschen Militärs ein sinnstiftendes Betätigungsfeld und äußerst günstige Rahmenbedingungen für die Formulierung einer apologetischen Geschichtsdeutung. Die Autorin zeichnet die Entwicklungsgeschichte der kriegsgeschichtlichen Kooperation auf breiter Quellenbasis nach und rekonstruiert detailliert die Arbeits- und Kommunikationsprozesse innerhalb des Projekts. Auf der Basis von Nachlässen deutscher und amerikanischer Beteiligter, vor allem aber der Verwaltungsakten der Historical Division analysiert sie, warum die Amerikaner den deutschen Militärs einen so hohen Deutungsspielraum einräumten und sich sogar aktiv an der transatlantischen Verbreitung der Legende von der "sauberen Wehrmacht" beteiligten.
Die aktuelle Debatte über stark steigende Grundstückspreise und Mieten findet in dieser Untersuchung ihr historisches Fundament: Das Buch zeigt, wie intensiv in der Bundesrepublik bereits nach 1960 über das gleiche Problem gestritten wurde. Als Schuldige galten profitgierige "Spekulanten", denen unmoralische Geschäftsmethoden vorgeworfen wurden. Anhand zahlreicher Fallbeispiele - aus Frankfurt am Main, München, Hamburg, Köln und West-Berlin - untersucht Karl Christian Führer sowohl das konkrete Geschehen auf den Märkten für Grundstücke und Wohnraum als auch die zahlreichen Proteste gegen die "Spekulation" mit Immobilien, etwa durch Hausbesetzungen, bis 1985. Er verzichtet dabei auf vorschnelle Urteile und analysiert die Prozesse konsequent im Kontext der bundesdeutschen Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte. Ein zentral wichtiger Aspekt der jüngeren Vergangenheit wird damit auf innovative Weise differenziert dargestellt, denn Grundstücke und Wohnungen sind wohl das Wirtschaftsgut, an dem sich die soziale und kulturelle Dimension ökonomischen Handelns besonders eindringlich nachweisen lässt. Der moralisierende Begriff der "Spekulation" hilft wenig, wenn man Veränderungen auf diesem Markt verstehen will.
Wie funktioniert Entspannungspolitik in internationalen Krisenzeiten? Ende der 1970er Jahre stand Bundesaußenminister Genscher vor der Herausforderung, das Prestige-Projekt der sozial-liberalen Koalition - die Entspannungspolitik gegenüber dem Osten - gegen den heraufziehenden "Zweiten Kalten Krieg" zu verteidigen. Agnes Bresselau von Bressensdorf zeigt am Beispiel des sowjetischen Einmarsches in Afghanistan und der polnischen Krise, wie er darauf mit einer antizyklischen Kommunikationspolitik antwortete, um die angespannte internationale Lage zu deeskalieren. Über diese konkreten Fallbeispiele hinaus sieht die Autorin die Grundlagen für den langfristigen Erfolg Genschers als Bundesaußenminister, Vize-Kanzler und FDP-Vorsitzender in einem spezifischen "System Genscher": Mit dem Auswärtigen Amt als Schaltzentrale, der FDP als funktioneller Machtbasis und einer Strategie der Medialisierung, Personalisierung und Entertainisierung von Außenpolitik modernisierte Genscher das diplomatische Krisenmanagement und sicherte sich seine Position als zentraler Akteur bundesdeutscher Politik.
Zwischen Währungsreform und Wiedervereinigung besaß Kaffee als Wohlstandsindikator in Ost und West einen hohen Symbolwert im individuellen und gesellschaftlichen Selbstverständnis. Monika Sigmund zeigt in ihrer vergleichend angelegten und reich illustrierten Darstellung den Stellenwert und die emotionale Aufladung, die mit einer Tasse Kaffee verbunden waren. In der DDR reichte eine Verschlechterung der Kaffeequalität, um massenhaften Konsumentenprotest und damit eine Legitimationskrise des SED-Regimes hervorzurufen. In der Bundesrepublik kritisierten Verbraucher die ausbeuterischen Produktionsbedingungen in der "Dritten Welt" und nahmen Einfluss auf die Präsentation des Genussmittels in der Werbung. Der Kaffeegenuss war hier wie dort weit mehr als ein privater Akt.
Das "andere Deutschland" ist in Frankreich Mythos und Konzept in einem. Es ist der Versuch einer philosophischen Trennung zwischen der Kulturnation und dem gefürchteten militärischen Gegner. Die deutsche Teilung von 1949 schuf erstmalig eine geografisch-politische Entsprechung zur tief im kollektiven französischen Bewusstsein verankerten Theorie der "deux Allemagne", der die Idee des "anderen Deutschlands" entlehnt ist. Und der zweite deutsche Staat, die DDR, von der man in Frankreich lange Zeit außer dem Theater Brechts nicht viel kannte, bot eine ideale Projektionsfläche für Vorstellungen von einem besseren Deutschland. Die Suche nach dem "anderen Deutschland" erhielt damit ein scheinbar reales Ziel für nicht wenige germanophile Franzosen, die zahlreiche Kontakte zu wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Eliten in der DDR pflegten.Christian Wenkel beschäftigt sich mit der Frage, warum gerade Frankreich derart intensive Beziehungen zur DDR unterhielt und ob es ein spezifisch französisches Interesse für die DDR gab. Auf breiter Quellenbasis erläutert er nicht nur grundlegende Besonderheiten der französisch-ostdeutschen Beziehungen, sondern auch die Genese und Entwicklung von Kontakten auf wirtschaftlicher, kultureller, parlamentarischer und politischer Ebene.
Die Familienpolitik ist ein spätes Kind des deutschen Sozialstaats. Sie etablierte sich vor dem Hintergrund tief greifender gesellschaftlicher Umbrüche. Der kriegsbedingte Männermangel und der "Scheidungsboom" wurden nach 1945 als Zeichen der Auflösung traditioneller Familienformen gedeutet; später verwiesen Schlagworte wie "Pillenknick" und "sexuelle Revolution" auf einen weit reichenden Wertewandel in Familienfragen. Wie die Familienpolitik auf solche Herausforderungen reagierte, zeigt die Studie im Blick auf drei zentrale Konfliktfelder: den finanziellen Familienlastenausgleich, die Sexualaufklärung und Familienberatung sowie die Vorschulerziehung in Kindergärten. Während der Familienlastenausgleich auf Bundesebene zwischen 1965 und 1975 stagnierte, ist in den beiden anderen Bereichen ein Aufbruch zu beobachten, der in erster Linie von den Bundesländern getragen wurde. Dies wird am Beispiel Bayerns dargestellt. So kombiniert die Studie zwei große Themenkreise: Sie zeigt, wie die Familienpolitik zu einem eigenständigen Politikfeld mit vielfältigen Querschnittsaufgaben wurde, und sie lenkt das Augenmerk auf den Föderalismus als eine charakteristische Funktionsbedingung des deutschen Sozialstaates.
Deutsche und Juden haben nach dem Holocaust einen langen steinigen Weg zurücklegen müssen, um eine Annäherung zu erreichen. Besonders schwierig war der Dialog zwischen der Bundesrepublik und Israel. Erst 1965 kam es zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen den beiden Staaten. Detailliert weist der Autor nach, wie bis zu diesem Zeitpunkt Vorurteile, Misstrauen und Missverständnisse das gegenseitige Verhältnis prägten. Aus zahlreichen Archivbeständen Israels, Deutschlands, Englands und den USA erschließt er dem Leser aus israelischer Perspektive die komplexe Struktur des deutsch-israelischen Annährungsprozesses: Im Zentrum stehen die Verhandlungen über die deutschen Wiedergutmachungszahlungen, für die die Israelis den Ausdruck Shilumim prägten. Allgemeine wirtschaftliche und finanzielle Fragen, militärische Kooperation und deutsche Waffenhilfe sind ebenso berücksichtigt wie erste Anläufe zu einer kulturellen Zusammenarbeit oder Probleme der strafrechtlichen Verfolgung von NS-Verbrechern. Deutlich wird auch, welche Rolle die Haltung der Araber für die deutsch-israelischen Beziehungen gespielt hat - dies nicht zuletzt im Hinblick auf die Aktivitäten der DDR-Regierung im Mittleren Osten.
Innerhalb der Öffentlichen Wohlfahrtspflege führten sozialrassistische Konzepte, antisemitische Ambitionen und finanzielle Interessen seit 1933 zu einer Ausgrenzung jüdischer Deutscher, ohne dass hierzu Gesetze vorlagen. In vielen Städten wurden zunächst jüdische Beamte und Angestellte entlassen, dann jüdische Wohlfahrtsempfänger durch Leistungskürzungen, Arbeitszwang und Isolierung diskriminiert. Diese Praxis der Wohlfahrtsämter mündete schließlich in die zentrale Verordnung vom November 1938, die den Ausschluss der jüdischen Armen aus dem staatlichen Fürsorgesystem dekretierte. Wolf Gruner dokumentiert auf einer umfangreichen Quellenbasis erstmals die Impulsfunktion kommunaler Initiativen für den Verlauf der NS-Judenverfolgung. Die vergleichende Darstellung der Politik deutscher Großstädte und Wiens birgt überraschende Ergebnisse zum Verhältnis von lokaler Verwaltung und Gestapo. Die Studie zeigt: Die "soziale" Enteignung jüdischer Staatsbürger durch Beamte und Angestellte der staatlichen Fürsorge ist ein wichtiges, bisher zu wenig beachtetes Element der Vorgeschichte des Holocaust.
Ein jugendbewegter Mittler zwischen Deutschland und Frankreich, als Kriegsverbrecher verurteilt, später begnadigt: Otto Abetz (1903-1958) spielte als Mitarbeiter in der Dienststelle Ribbentrop und als Botschafter im besetzten Paris eine zentrale Rolle in der nationalsozialistischen Frankreichpolitik. Roland Ray schildert Abetz Werdegang, die Reichweite seiner Propagandamethoden und die wachsende Kluft zwischen seinen Verständigungszielen und den unheilvollen Folgen seines Tuns.
Die Entnazifizierung diente in der Sowjetischen Besatzungszone nicht nur der Bestrafung politisch Belasteter und ihrer Entfernung aus öffentlichen Schlüsselstellungen, sondern zugleich auch der Umgestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Die vorliegende Arbeit zeigt am Beispiel Mecklenburg-Vorpommern, einem der fünf Länder der SBZ, daß die deutschen Kommunisten und die sowjetische Besatzungsmacht die Personalpolitik schon unmittelbar nach Kriegsende in rigoroser Weise dafür instrumentalisierten, einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbruch durchzusetzen und die eigene Diktatur aufzubauen. Dabei kam der Verwaltung eine zentrale Rolle zu, da sie in fast allen sozialen und politischen Umwälzungen eine Schlüsselrolle einnahm. Im öffentlichen Dienst fand daher ein tiefgreifender Personalaustausch statt, der bereits Ende 1945 abgeschlossen war. Seit 1945/46 wurde die staatliche Administration zu einer "Kaderverwaltung" umgestaltet, zu deren spezifisch "volksdemokratischen" Zügen es gehörte, fachliche Anforderungen hinter die Loyalität zur KPD/SED zurückzustellen Die Wiederaufnahme der Entnazifizierung seit 1947 diente dementsprechend weniger zur Ahndung von politischen Belastungen aus der NS-Zeit als zur Disziplinierung und Ausschaltung politischer Gegner der SED-Herrschaft, so daß dieser schließlich ein loyaler Verwaltungsapparat als eine ihrer wichtigsten Stützen zur Verfügung stand.
Wohl kaum eine Ereignis der deutschen Geschichte hatte so vielfältige und weitreichende Folgen wie das Ende des Zweiten Weltkrieges. Der Schock produzierte eine wahre Flut an Überlegungen, Planspielen und Denkschriften, die sich immer wieder mit der Frage der politischen, gesellschaftlichen und moralischen Erneuerung beschäftigten. Weitgehend unbekannt sind in diesem Zusammenhang die heftigen Diskussionen geblieben, die seit Sommer 1945 im deutschen Südwesten entbrannten. Katholische Intellektuelle und Honoratioren sahen nun den Zeitpunkt gekommen, die nationale Bindung aufzugeben; an die Stelle eines preußisch-kleindeutschen Reichs sollte eine stammesföderalistisch geprägte Neugliederung treten. Überlegungen dieser Art lassen sich bereits vor 1933 zwischen Lörrach, Konstanz und Karlsruhe, aber auch bis Augsburg und Bregenz nachweisen. Zusätzliche schien die Aufteilung der Länder Baden und Württemberg durch die französische und amerikanische Besatzungszone, die Chance für eine völlig neue Grenzziehung zu erhöhen. Auf der Basis unbekannter französischer, deutschen, schweizerischer und österreichischer Quellen sowie bislang unzugänglicher Privatnachlässe schildert der Autor minutiös den Verlauf der Diskussion und die Visionen der wichtigsten Wortführer.
Die traditionelle Judenfeindschaft wandelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem rassistisch geprägten Antisemitismus. Seine Propagandisten fühlten sich zur "Lösung der Judenfrage" berufen. 1885 wurde die Idee geboren, Madagaskar zur Heimstätte aller Juden der Welt zu machen. So grotesk diese Vorstellung einer "territorialen Endlösung" anmutet, sie fand Anhänger in vielen europäischen Ländern. Eine "Internationale des Antisemitismus" propagierte Ideen dieser Art bis in die Jahre des "Dritten Reiches". In dieser Zeit erhielt der Madagaskar-Gedanke eine neue Variante: Polen hoffte, im deutschen Windschatten zur Großmacht aufzusteigen und auch seine "Judenfrage" lösen zu können; die polnische Regierung bemühte sich, Madagaskar als Auswanderungsgebiet für ihre jüdische Bevölkerung und als polnische Kolonie von Frankreich zu erhalten. Nach dem Sieg über Frankreich plante Hitlers Regime, die Insel in ein jüdisches Groß-Ghetto unter SS-Aufsicht zu verwandeln. Es charakterisiert die unterschwelligen Intentionen und die Realitätsferne des deutschen Madagaskar-Plans, wenn dieser nicht mehr blieb als ein kurzlebiges Projekt auf dem Weg in den Holocaust. Der Autor schildert umfassend die Geschichte dieser antisemitischen Wahnidee und geht den konkreten Plänen zu einer Judenunterbringung auf Madagaskar in ihrer internationalen Verflechtung nach. Neben deutschen Quellen werden dabei erstmals die umfangreichen Bestände britischer, französischer und polnischer Archive wie auch die internationale Publizistik berücksichtigt.
Handwerker und Kleinhändler standen in der frühen Bundesrepublik unter hohem wirtschaftlichen und politischen Anpassungsdruck. Die neuen, zunehmend von wirtschaftsliberalen Vorstellungen und demokratischen Werten geprägten Rahmenbedingungen sowie die beschleunigte wirtschaftliche und gesellschaftliche Modernisierung stellten die ökonomische Existenz und das berufsständische Selbstverständnis vieler mittelständischer Gewerbetreibender in Frage. Abdolreza Scheybani beschreibt und erklärt die letztlich geglückte Integration dieser traditionellen Berufsgruppen in das sich herausbildende wirtschaftliche, soziale und politische System der Bundesrepublik. Er greift dabei die zentrale Frage nach der Wechselwirkung zwischen der Mittelstandspolitik einerseits und den Veränderungen der ökonomischen Bedingungen und der Lebensverhältnisse der gewerblichen Mittelschicht andererseits auf. Das Massensterben mittelständischer Kleinstbetriebe und die Entstehung einer außer- und tendenziell antiparlamentarischen Opposition in Gestalt des sogenannten Mittelstandsblocks zeigen, daß dieser Prozeß keineswegs reibungslos verlief und erhebliches politisches Konfliktpotential in sich barg. Der Autor: Abdolreza Scheybani promovierte in Neuerer Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität, München.
Im Sommer 1945 sollten französische Intellektuelle im Dienst der Militärregierung das südwestdeutsche Bildungswesen im demokratischen Sinne reformieren und die Ideen von abendländischem Humanismus, europäischer Aufklärung und französischer "civilisation" verbreiten. Doch nicht nur "Umerziehung" und "Kulturmission" standen auf der Tagesordnung, sondern bald auch Begegnung, Aussöhnung und Verständigung. Eine umfassende Auswertung der französischen Archive erhellt die geistigen Grundlagen, Motive und Ziele, aber auch die täglichen Rivalitäten um Konzeptionen und Kompetenzen, die das Handeln der Akteure prägten und ihre Erfolgschancen beeinflussten.