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Die Edition von Texten ist eine Kernaufgabe der Philologie. Neben großen Gesamtausgaben sind textkritische Editionen einzelner Texte aus der Geistes- und Kulturgeschichte wichtig, wozu auch Editionen von Briefwechseln, Tagebüchern oder anderen Textsorten und -corpora zu zählen sind. Weniger die Frage, ob ein Text zum Kanon gehört, sondern das Exemplarische des Texts hinsichtlich seiner Überlieferung, Genese, Materialität, Medialität oder Editionsgeschichte ist Kriterium für die Aufnahme in die Exempla critica. Die Buchreihe präsentiert Texte in historisch-kritischer Gestalt, wobei auch innovative methodische Editionsverfahren und Präsentationsformen genutzt werden können. Im Zentrum aller Editionen steht in der Regel der historisch-authentische Text, ergänzt um eine Dokumentation seiner Entstehungs-, Druck- und Rezeptionsgeschichte sowie etwaiger weiterer Kontextinformationen.
Der Spätidealist Friedrich Adolf Trendelenburg zählt zu den wirkungsmächtigen Universitätsphilosophen des mittleren 19. Jahrhunderts. Diese Erstveröffentlichung seiner Ethischen Untersuchungen (ca. 1851) versteht sich als weiteres Mosaikstück in der wiederbelebten Trendelenburgforschung. Bei dem Manuskript handelt es sich um ein Fragment eines nie geschriebenen Hauptwerkes, das mit den Logischen Untersuchungen (1840) Bausteine zu einem System der Philosophie liefern sollte. Eingeleitet durch den ausführlichen Kommentarteil wird das Fragment neben der faksimilierten Wiedergabe der Zeugen zunächst in einer diplomatischen Umschrift sowie einer eigens an die spezielle Überlieferungslage angepassten linearen textgenetischen Darstellung wiedergegeben. Die anschließend dargebotenen Lesefassungen sollen als Klartextangebote erstmals den Zugang für einen größeren Leserkreis ermöglichen. Die Präsentation schließt mit einem ausführlichen Editionsbericht ab.
Die textgenetische Edition umfasst 13 Gedichte Gottfried Benns aus den Jahren 1935-1953. Die Auswahl stellt Gedichte zum Denkmotiv der „Verwandlung“ zusammen und erschließt deren Entstehung durch eine diplomatische Ausgabe mit Faksimiles, Kommentar und Hinweisen zu den von Benn verwendeten Textquellen. Die Edition bietet neben einem neuartigen Zugang zur Arbeitsweise Benns korrigierte Entzifferungen, unbekannte Entwurftexte, Drucke und Quellen.
Klaus Manns Roman Mephisto zählt zu den bedeutendsten Texten des Exils und gilt als Hauptwerk der literarischen Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Diktatur. Bereits bei seinem Erscheinen 1936 als Vorabdruck in der „Pariser Tageszeitung“ und dann als Buch im Amsterdamer Querido-Verlag löste der Roman skandalträchtigen Wirbel aus. Auch nach 1945 stand der Roman im Mittelpunkt juristischer Auseinandersetzungen, weil er als Schlüsselroman rezipiert wurde, der in der Aufsteigerfigur Hendrik Höfgen den prominenten Schauspieler und Intendanten des Preußischen Staatstheaters Gustaf Gründgens kritisch porträtierte. Die vorliegende Edition dokumentiert die Entstehung des Romans erstmals vollständig, präsentiert sämtliche Exzerpte, Notizen, Skizzen und Entwürfe, verzeichnet die zahlreichen Varianten zwischen den Drucken, schlüsselt die Textgenese der Romanreinschrift auf und rekonstruiert die Wirkung des Romans zu Lebzeiten Klaus Manns. Die Edition stellt die Auseinandersetzung mit dem Roman auf eine philologische Grundlage, die eine differenziertere Interpretation ermöglicht.
Der Göttinger Hain gilt als der geschlossenste Dichterkreis des Sturm und Drang. Seine Lyriksammlung »Bundesbuch« (1772/73) ist nur handschriftlich überliefert und wird hier erstmals und vollständig ediert, umfassend untersucht und in einem umfangreichen Einzelkommentar erschlossen. Die Sammlung umfasst die meisten der damals geläufigen lyrischen Gattungen - Ode, Elegie, Ballade, Lied - und berührt fast alle wichtigen Themen und Strömungen der Umbruchszeit von 1770. Sie ist das letzte große, bislang nicht erschlossene Dokument der Lyrikgeschichte des 18. Jahrhunderts.
Der Göttinger Hain gehört zur Geschichte der Jugendbewegung; seine Gedichte sind im Wesentlichen vergessen. Durch die Bezüge zu den großen Themen haben sie aber ein bleibendes geschichtliches Gewicht: Empfindsamkeit, Genieästhetik, Klopstockverehrung und Wielandfeindlichkeit, Nationalthematik, Franzosenfeindlichkeit, Volkslied und Kunstballade usw. Im Wechselspiel von Gruppendynamik und einzelnem Autor spiegelt sich, wie in der historischen Untersuchung entfaltet, außerdem die Entwicklung des neuzeitlichen Autorgedankens, der ältere Formen der Regel- oder >Handwerks<-Poetik verdrängt. Zum Göttinger Hain gehören der Lyriker Ludwig Hölty, der Romancier Johann Martin Miller, der spätere Homerübersetzer Johann Heinrich Voß, außerdem die Brüder Grafen Stolberg u.a.
Die vorliegende Arbeit legt eine umfangreiche, detaillierte Darstellung und Analyse der Entstehung, Publikation, Distribution und Rezeption von Erich Maria Remarques (1898-1970) »Im Westen nichts Neues« (1928) vor. Sie bietet erstmals einen zuverlässigen Text dieses Antikriegsromans und erfüllt die Ansprüche einer kommentierten Ausgabe des Textes mit der Edition sämtlicher bekannter Manuskripte und Typoskripte.
Darüber hinaus beschreibt die Arbeit die Zusammenhänge zwischen der Entstehung des Textes, der mit der Veröffentlichung verbundenen Marketingstrategie des Ullstein-Konzerns sowie den vielfältigen und kontroversen Reaktionen in der Presse der Weimarer Republik im Zeitraum von November 1928 bis Dezember 1930.
Verdeutlicht werden die Veränderungen der Textgestalt von den ersten Entwürfen des Autors noch im Ersten Weltkrieg bis zu den entpolitisierenden Änderungen vor der Veröffentlichung des Vorabdrucks (1928) und in der ersten Buchausgabe (1929) sowie die Maßnahmen des Marketings, die den ursprünglich als Roman gedachten Text dem Genre der dokumentarischen Kriegserinnerungsliteratur zuordneten und die Biographie Remarques für die Öffentlichkeit "korrigierten". Auch wird die frühe Rezeption des Textes erstmals periodisiert und im Zusammenhang dargestellt und analysiert, so daß die Entwicklung der Diskussion um »Im Westen nichts Neues« von einer anfänglich allgemeinen Zustimmung zu der heftigen Kontroverse um den Text zwischen den einzelnen politischen Richtungen der späten Weimarer Republik deutlich wird. Dem Buch beigefügt ist eine CD-ROM mit synoptischen Editionen verschiedener Textstufen.