In den Jahren 1900 bis 1904 tritt Ferdinand Tönnies mit zahlreichen thematisch ganz unterschiedlichen Arbeiten an die Öffentlichkeit. Im Zentrum seines Interesses steht in dieser Zeit die soziale Entwicklung in Deutschland und die damit verbundenen Auseinandersetzungen mit den darin involvierten staatlichen Institutionen.
Wie auch in früheren Schriften vertritt er die Interessen der abhängig Beschäftigten. Anhand der von ihm benannten und mitbegründeten Soziographie gelingt es Tönnies nachdrücklich seine Thesen zu belegen und eindrucksvoll darzustellen. Insbesondere in seiner Schrift Politik und Moral benannte Tönnies einige Voraussetzungen einer spezifisch modernen Ethik. Sie müsse, so Tönnies, Egoismus und Vernunft, aber auch private und öffentliche Moral miteinander verbinden.
Der "moralische Gerichtshof" – wie er es nannte – sollte für den Einzelnen sein aufgeklärtes, selbständiges Gewissen sein. Dieses werde geprägt durch das "öffentliche Gewissen", das seinerseits wiederum auf der wissenschaftlichen Logik beruhen solle. Somit basierten bei Tönnies Individual- und Sozialethik auf einem aufgeklärten Rationalismus, der damit zum Garant für die Lösung der sozialen Frage gemacht wurde. Die in den Jahren 1900 bis 1904 entstandenen Schriften weisen bereits die Grundzüge der späteren großen Monographien von Ferdinand Tönnies auf.
****** 4. August 2020 ******
Nachdem das Herausgeberkollegium der Tönnies-Gesamtausgabe und der Verlag Walter de Gruyter Hinweise darauf erhalten haben, dass in den Bänden 5 und 22,2 der Tönnies Gesamtausgabe möglicherweise die Standards wissenschaftlichen Arbeitens und Publizierens nicht in allen Punkten eingehalten worden sind, wurde als unabhängiger Gutachter Herr Professor Dr. Karl-Siegbert Rehberg (TU Dresden) mit der externen Prüfung des Sachverhalts beauftragt. Er kommt zu dem Ergebnis, dass „es sich in manchen Fällen um ärgerliche und für einen mit dem Werk von Ferdinand Tönnies so vertrauten und darum sich Verdienste erworben habenden Mitherausgeber fast unbegreifliche Ungenauigkeiten bei Nachweis von Formulierungen im Vorwort bzw. Editorischen Bericht handelt", bei welchen die Quellenangaben unterblieben sind. Insbesondere Bezugnahmen auf die Internet-Enzyklopädie Wikipedia erfolgten ohne Quellenangabe.
Herausgeberkollegium und Verlag möchten hiermit auf diesen Verstoß gegen die editorischen Standards primär in den Editorischen Berichten der Bände 5 und 22,2 der Tönnies-Gesamtausgabe hinweisen. Die Qualitätssicherung der Tönnies-Gesamtausgabe wird dementsprechend angepasst.
Das komplette Gutachten findet sich auf der Homepage der Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft.
****** 9. April 2020 ******
Das Herausgeberkollegium der Tönnies-Gesamtausgabe und der Verlag Walter de Gruyter gehen derzeit Hinweisen nach, dass bei den Bänden 5 und 22,2 der Tönnies Gesamtausgabe möglicherweise die Standards wissenschaftlichen Arbeitens und Publizierens nicht in allen Punkten eingehalten worden sind. Dazu beauftragen wir eine externe wissenschaftliche Prüfung, über deren Ergebnisse wir so rasch wie möglich informieren werden.
Für das Herausgeberkollegium der TG, der federführende Herausgeber: Prof. Dr. Alexander Deichsel
Verlag Walter de Gruyter GmbH
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