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Der antike Theologe und Philosoph Origenes (185–254) hat mit seinem akademischen Denkstil und seinen originellen Gedanken zu Themen wie Freiheit, Geschichte und Gerechtigkeit die christliche Theologie und die gesamte Geistesgeschichte Europas tiefgreifend geprägt. Die zweisprachige Gesamtausgabe in 25 Bänden verfolgt den Zweck, für Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen seine Schriften als Gewinn bringende historische Ressource für aktuelle religiös-kulturelle, theologisch-philosophische und ethische Probleme vollständig zugänglich zu machen und zu erschließen.
Alle Schriften werden in einer modernen Übersetzung präsentiert. Etliche von ihnen erscheinen sogar erstmals in deutscher Übersetzung. Die zugrunde gelegten Texte sind teils modernen Editionen entnommen, teils neu ediert. Alle Bände sind mit Einführungen in das Werk und Erläuterungen zu Text und Übersetzung versehen.
In diesem Band sind die erhaltenen Fragmente aus der Genesiskommentierung ediert; die Auszüge stammen aus seinem Genesiskommentar, der die Schöpfungsgeschichte (Gen 1,1-5,1) kommentierte, und aus den Scholien, die sich auf den Rest des biblischen Buches bezogen. Der griechische Text ist der neuen Edition in den Griechischen christlichen Schriftstellern entnommen.Ausgehend von den Verständnisschwierigkeiten, die sich aus der biblischen Aussageform und den durch die Übersetzung ins Griechische entstandenen Dunkelheiten ergeben, löst der ehemalige Grammatiklehrer Origenes auf eigenwillige Weise sprachliche Rätsel und führt seine Auslegung zu unerwarteten Schlüssen. Besonderes Gewicht haben die Ausführungen zur biblischen Schöpfungsgeschichte, aus der grundsätzliche Schlussfolgerungen über Gott und Mensch gezogen werden. Hier finden sich Grundlegungen der christlichen Kosmologie, die Auseinandersetzung um ein anthropozentrisches Gottesbild, der Streit um die Berechtigung der Astrologie und die Annahme des freien Willens, selbst Fragen der Christologie. Für die Geschichte der Patriarchen wendet Origenes seine einzig dastehende Exegese mit der oft angegriffenen allegorischen Auslegungsmethode an.
Im Zentrum von Origenes’ Arbeit stand stets die Exegese der Hl. Schriften. Zu seinen großen Bibelkommentaren gesellte sich im Lauf der Zeit eine schlichtere Spielart der Bibelauslegung in Gestalt von Predigten, die v.a. das Alte Testament mit den Schlüsseln der Allegorese und der frühchristlichen Typologie ergründen. Nach paulinischer wie philonischer Tradition unterscheidet Origenes dabei zwischen einer wörtlichen und einer übertragenen Auslegung der Hl. Schrift. Letztere kann zwei Ebenen gewinnen, eine moralische, die eher den einzelnen Gläubigen berührt, und eine spirituelle, die den großen Glaubensgeheimnissen gilt. Gerade im Fall seiner (nur in der lateinischen Übertragung Rufins erhaltenen) Predigten zum Buch Genesis ist es spannend zu verfolgen, wie Origenes diese Vielfalt heiliger Erkenntnisse, die von platonisch-stoischer Kosmologie bis hin zur Allegorese von Lots versteinerter Frau reichen, seiner Gemeinde als Lehrer wie Seelsorger zu vermitteln sucht.
Von den Predigten des Origenes zu den Samuel- und Königsbüchern sind nur wenige Reste erhalten geblieben. Darunter befindet sich aber die berühmte, aus dem Stegreif gehaltene Homilie über die „Hexe“ von Endor (1 Sam. 28) mit tiefen Gedanken zur Höllenfahrt Christi und der Propheten. Weil diese Predigt griechisch überliefert ist, gewährt sie einen Einblick in den Originalton des Predigers Origenes. Dazu liegt eine Homilie über 1 Sam. 1–2 in lateinischer Übersetzung vor, die mit ihren philosophisch-ethischen Reflexionen über „Einheit“ ein Musterbeispiel für die platonisch grundierte Exegese des Origenes darstellt.Der Band bietet erstmalig eine deutsche Übersetzung samt ausführlichen Erläuterungen in den Fußnoten. In der Einleitung werden die wichtigsten Daten zur Überlieferung und zum Inhalt dieser Homilien erläutert.
Mit seiner Auslegung des Hoheliedes habe Origenes sich selbst übertroffen. Mit diesem Lob machte Hieronymus Werbung für das christliche Genie aus Alexandria und übersetzte zu diesem Zweck zwei Predigten des Origenes über das biblische Lied auf die Liebe in das Lateinische. Von dessen Hoheliedauslegung im Kommentar haben sich, neben der lateinischen Übersetzung des Rufinus, auf Griechisch nur kleine, aber zahlreiche Fragmente erhalten.
In der vorliegenden Ausgabe werden die bislang wenig beachteten Jesajahomilien des Origenes erstmalig ins Deutsche übersetzt sowie mit Einzelerklärungen und einer umfangreichen Einleitung versehen. In den neun lateinisch erhaltenen Predigten setzt sich der alexandrinische Theologe mit so diffizilen biblischen Motiven wie der Verstockung Israels und Jesajas berühmter Gottes- und Seraphenvision auseinander. Im Kontext einer reichen inner- und außerbiblischen Tradition, in die Origenes sich mit seiner Auslegung bewusst stellt, und im Rekurs auf das platonische Denken seiner Zeit entsteht so eine ausgesprochen vielschichtige Darstellung der Theologie des Jesajabuches, die für die Geschichte der Auslegung dieses biblischen Schlüsseltextes ebenso interessant und ergiebig ist wie für das Bild der origeneischen Theologie. Neben Fragen der wechselvollen Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte beleuchtet die Einleitung den überaus komplexen Hintergrund der Jesajadeutung des Origenes. Ein Anhang, in dem die Testimonien zu dem nicht erhaltenen Jesajakommentar des Origenes gesammelt und der im ersten Origenismusstreit entstandene Traktat des Theophilus von Alexandria gegen die origeneische Auslegung mit Übersetzung abgedruckt ist, schließen den Band ab.
Die Jeremiahomilien des Origenes bilden einen besonders wertvollen Teil seiner Werke. Neben der Homilie über 1 Sam. 28 sind sie seine einzigen auf Griechisch überlieferten Predigten und vermitteln damit einen Eindruck vom Originalton des Predigers Origenes. Zudem ist das Buch Jeremia in der Alten Kirche nicht oft kommentiert worden, und nirgendwo wurden je wieder der Elan und die Intensität erreicht, mit denen Origenes diesen Propheten auslegte. Origenes identifizierte seine Erfahrungen als Prediger mit dem Schicksal des von seinen Adressaten abgelehnten Propheten Jeremia und fand so einen sehr persönlichen Zugang zu diesem biblischen Text. Auffällig sind ferner die zahlreichen antijüdischen Bemerkungen und Exegesen, in denen die kritische Haltung des Origenes gegenüber dem Judentum seiner Zeit deutlich wird.Der Band bietet eine neue deutsche Übersetzung samt ausführlichen Erläuterungen in den Fußnoten. Auch die erhaltenen Fragmente sind, ungeachtet ihrer nicht immer zweifelsfreien Echtheit, aufgenommen. In der Einleitung werden die wichtigsten Daten zur Überlieferung und zum Inhalt dieser Predigten erläutert.
Mit der Schrift "Über das Gebet" wendet sich Origenes gegen gnostische Strömungen, die Beten als nutzlos und verwerflich ansahen. Ausgehend vom philosophischen Verstehenshorizont seiner Zuhörer, verbindet Origenes philosophischen Wahrheitsanspruch mit göttlicher Offenbarung zu einer christlichen Gebetstheorie. Abschließend legt er das Vaterunser als komprimierteste Form der Verkündigung Jesu aus.
Mit seiner Schrift richtete Origenes anlässlich der Christenverfolgung des Jahres 235 unter Kaiser Maximinus Thrax einen eindringlichen Appell an seine Freunde Ambrosius und Protoktetus, standhaft am christlichen Glauben festzuhalten.Mit der Wahl der literarischen Gattung des Protreptikos knüpft Origenes an die seit der Sophistik übliche Tradition an, mit der für die Hinwendung zur Philosophie geworben wurde, und dokumentiert damit – wie schon Klemens von Alexandrien vor ihm –, dass die von den gebildeten Gegnern geschmähte christliche Religion an die Stelle der Philosophie tritt.Inhaltlich orientiert sich Origenes, der bedeutendste Bibeltheologe der frühen Kirche, an den martyriumsrelevanten Aussagen des Alten Testament und des Neuen Testament, mit denen er seine Aufforderung zur Treue gegenüber dem Christentum belegt und vor einem Rückfall in die pagane Religion warnt, die er in Anlehnung an paulinische Gedanken als Dämonenverehrung brandmarkt.Im Mittelpunkt der Schrift stehen die Beispielerzählungen des 2. Makkabäerbuches über das Martyrium des Eleazar und der 7 Brüder und ihrer Mutter, die als biblischer Typus für das christliche Martyrium gelten und den Ausgangspunkt für die christliche Martyrerliteratur bilden.