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Ernst Troeltsch (1865–1923) war Theologe, Religionshistoriker, Kulturphilosoph und Politiker. Er trat ein für die der Aufklärung entstammenden Grundlagen der Moderne, wusste zugleich um die historistische Relativität aller Normen und suchte gleichwohl liberale Prinzipien kulturell zu implementieren. Troeltschs Denken ist ein bleibender Orientierungspunkt für gegenwärtige Debatten um Religion, Kultur und Politik. Die Troeltsch-Studien Neue Folge bündeln Forschungen zu Ernst Troeltsch in historischer und systematischer Perspektive und verbinden dies mit Untersuchungen zur Gegenwartsbedeutung seines Erbes.
"Kreativität des Christentums" bezeichnet die innovative Kraft der christlichen Religion, sowohl die eigene Erscheinungsform als auch die soziokulturelle Umwelt umzubilden. Dies gelingt durch eine ästhetische wie ethische Transzendierung der Gegenwart, in welcher Wahrnehmung und Gestaltung der Welt so miteinander verbunden werden, dass sich daraus ein produktiver Weltbezug entwickelt.
In den klassischen Studien zur Kulturbedeutung des Christentums von Ernst Troeltsch findet eine solchen Theorie der Kreativität des Christentums ihren Ausgangs- und Bezugspunkt.
Die Rezensionen Ernst Troeltschs stellen einen nicht nur umfangreichen, sondern programmatisch besonders aufschlussreichen Teil seines Werkes dar. Der debattenorientierte Denker Troeltsch nutzt die Rezensionen, um in vielfältigen diskursiven Konstellationen seine Anliegen - durchaus unterschiedlich nuanciert - zu platzieren. Die vorliegende Studie nimmt vornehmlich die Debatten des um vielerlei ‚Zusammenbestehbarkeiten' bemühten Protestantismus in den Blick, des Weiteren die Auseinandersetzungen um die Metaphysik, und schließlich das Ringen um eine der Moderne angemessene Fassung einer wissenschaftlichen Reflexionskultur. Zudem rückt Troeltschs Umgang mit Kant bzw. dem Neukantianismus in den Fokus: In den Kant-Deutungen Troeltschs begegnen unterschiedliche, nicht aufeinander reduzible Perspektiven, die seinen vielschichtigen debattenstrategischen Absichten Rechnung tragen.Die hier vorgenommene Analyse der Rezensionstätigkeit Troeltschs interpretiert die Unabgeschlossenheit seines Denkens als Ausdruck einer theologischen Programmatik, der das Einstehen für Komplexitätsgewinn charakteristisch ist.
Zwei der bedeutendsten um im Folgenden besonders einflussreichen Hörer des Religionsphilosophen und Theologen Ernst Troeltsch aus der Heidelberger Zeit, die Dichterin Gertrud von le Fort (1876–1971) und der Theologe Friedrich Gogarten (1887–1967), die sich 1911/12 begegnet waren, traten nach drei Jahren in einen zunehmend vertrauensvollen Briefwechsel und eine familiäre Beziehung zueinander. Ihre Korrespondenz reicht über die Kriegszeit, krisenhafte Kirchenzustände und die Verhältnisse im untergehenden Kaiserreich mit allen Facetten der Not und Orientierungslosigkeit hin zu den Anstrengungen theoretischer und religiöser Neugestaltung.Während le Fort bis zu Troeltschs Tod und darüber hinaus in geistig enger Beziehung zu dem prägenden Lehrer blieb, versuchte Gogarten im Umgang mit Schweizer Freunden die neuen Wege der sog. ‚dialektischen‘ Theologie mitzubestimmen, auch mit Buber und Guardini in Beziehung zu kommen. Die Dichterin trat mit rasch von der katholischen Öffentlichkeit rezipierten ‚Hymnen an die Kirche‘ (1924) hervor und arbeitete gleichzeitig nachdrücklich an der Edition von Troeltschs ‚Glaubenslehre‘ (1925). Als sie 1926 konvertierte, schien der Briefverkehr zu erlöschen. In ihm, wie in den beigegebenen Texten bildet sich subtil und eindrücklich ein dramatisches und erregendes Zeitgeschehen im überschaubaren Feld reflexiver Subjektivität ab.
Der Band versammelt Studien zu zwei der faszinierendsten Forscherpersönlichkeiten des zwanzigsten Jahrhunderts. Beide haben in ihrer gemeinsamen Heidelberger Zeit ein religionssoziologisches Forschungsprogramm entwickelt, das sich der Analyse der „Kulturbedeutung“ der Religion, speziell protestantischer Frömmigkeit widmete. Das gemeinsame Interesse an einer analytischen Erschließung der „Lebensmacht“ Religion führte Max Weber und Ernst Troeltsch jedoch zu unterschiedlichen und konkurrierenden Theorieprogrammen. Während Weber religiösen Wertorientierungen keine überindividuell normative gesellschaftliche Funktion mehr zuerkannte, suchte Troeltsch ethische Bestände des Christentums auf moderne gesellschaftliche Problemlagen hin zu reformulieren. Die Beiträge des Bandes gehen diesen Konstellationen nach. So werden die komplexen Bezüge Webers zur zeitgenössischen Theologie und seine impliziten theologischen Werturteile in der Protestantischen Ethik beschrieben, die Besonderheit der Troeltsch’schen Religionstheorie und seiner Kulturgeschichte des Christentums vorgestellt. Auch geht es um die biographischen und werkgeschichtlichen Beziehungen und wechselseitigen Einflüsse dieser Fachmenschenfreundschaft. Daneben werden zahlreiche bisher unbekannte Quellen ediert.
Mit dem „cultural turn“ hat die Religionsforschung eine erhebliche disziplinäre Erweiterung erfahren. In den Kulturwissenschaften hat sich ein weites Spektrum von Theorien und Methoden entwickelt, mit denen die Rolle der Religion in der modernen Welt vermessen wird. Auf der einen Seite ergibt sich damit ein breites Spektrum an unterschiedlichen Methoden und Theorien, auf der anderen Seite eine neue Konkurrenz um die religiöse Deutungshoheit. Der Band dokumentiert den Internationalen Kongress der Ernst-Troeltsch-Gesellschaft aus dem Jahr 2006, bei dem Wissenschaftler aus Geschichts- und Politikwissenschaft, Soziologie und Islamwissenschaft, Ethnologie, Religionswissenschaft und Theologie neue Ansätze der Religionsforschung vorgestellt und interpretiert haben.
Der erste Band der Troeltsch-Studien, Neue Folge dokumentiert die Ergebnisse des 8. Internationalen Kongresses der Ernst-Troeltsch-Gesellschaft, der sich die Analyse der Trias aus Geschichtsphilosophie, Geschichtstheologie und Geschichtspolitik vorgenommen hatte.Troeltsch entfaltete seine Sicht des Historismus als kritische Theorie der Moderne. Als Geschichtsphilosoph wollte er angesichts historistischer Relativitätserfahrungen ethisch orientierungskräftige Überlieferungen erschließen. Als Geschichtstheologe wollte er die bleibende Bedeutung der jüdischen und christlichen Herkunftsgeschichte Europas sichern, um als Geschichtspolitiker sozialmoralische Ressourcen für die fragile Weimarer Demokratie zu gewinnen.