Wagnis Wissen
Ein Wissenschaftspodcast von De Gruyter
Wie gerecht ist unsere Sprache? Welche Ethik braucht künstliche Intelligenz?
Wie gestalten wir lebenswerte Städte? Wir wollen es wissen – also fragen wir bei denen
nach, die sich am besten damit auskennen. Bei Wagnis Wissen spricht Journalistin
Nadine Kreuzahler mit Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft über drängende
Fragen der Gegenwart.
Nadine Kreuzahler – Freie Journalistin
Moderatorin, Autorin und Redakteurin für ARD Hörfunk
Staffel 4: Erinnerungspolitiken
Folge 3:
Was erzählen uns Quellen über den Holocaust? – Susanne Heim über die Edition VEJ
16 Bände, 5500 Dokumente, fast 14.000 Seiten und 18 Jahre – die Edition Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945 ist ein Mammutprojekt der Holocaustforschung. Die Dokumentensammlung liefert einen Gesamtblick auf das Ausmaß des Holocaust in Europa und lässt Zeugnisse von Tätern, Verfolgten und auch unbeteiligten Dritten sprechen. Was erzählen uns die Dokumente? Warum lohnt es sich mit diesen Quellen zu beschäftigen, obwohl schon so viel zum Thema gesagt wurde? Welche Bedeutung hat diese Edition für die Erinnerungspolitiken?
Unser heutiger Gast ist Susanne Heim, Projektleiterin und Herausgeberin der Edition, und sie hat zwei Bände bearbeitet. Sie ist Privatdozentin an der Freien Universität Berlin und hat vielfach zum Nationalsozialismus, zur jüdischen Geschichte und internationalen Bevölkerungspolitik geforscht und publiziert.
Folge 2:
Kolonialgeschichte in Namibia – Matthias Häussler über Quellen der Erinnerung und deutsche Kolonialgeschichte
Es ist jetzt 120 Jahre her, dass sich die OvaHerero, Nama und Oorlam in Namibia gegen die deutsche Kolonialherrschaft auflehnten. Die Deutschen antworteten mit beispielloser Brutalität und einem Vernichtungsfeldzug, der zehntausende Opfer forderte. Maßgeblich an diesem Völkermord beteiligt war Generallieutnant Lothar von Trotha - und er führte darüber Tagebuch. Bei De Gruyter ist der Band Lothar von Trotha in Deutsch-Südwestafrika, 1904–1905 erschienen, eine kritische Edition dieses Tagebuchs, herausgegeben von Matthias Häussler und Andreas Eckl. In Wagnis Wissen sprechen wir mit Matthias Häussler darüber, was sich für Gedanken in diesen Tagebüchern offenbaren und welche neuen Erkenntnisse sie für die deutsche Kolonialgeschichte liefern?
Matthias Häussler promovierte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main im Fach Philosophie. Obschon die längste Zeit in den Sozialwissenschaften beschäftigt, erlangte er an der Universität Luzern einen weiteren Doktorgrad im Fach Geschichte. Seine Forschungen führten ihn zu ausgedehnten Forschungsaufenthalten in Namibia, Botswana and Südafrika sowie an renommierte Forschungseinrichtungen wie die University of California Berkeley oder das Hamburger Institut für Sozialforschung. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum.
Folge 1:
Erinnerung an den Holocaust by bullets – Magdalena Saryusz-Wolska über Mikrogeschichten der Erinnerungskultur
Wie erzählen wir uns als Gesellschaft von unserer Vergangenheit? Welche Bilder des NS-Terrors, des Holocaust und des 2. Weltkriegs bestimmen die kollektive Erinnerung und wer schafft diese Narrative? Unser heutiger Gast Magdalena Saryusz-Wolska hat das am Beispiel eines der dunkelsten Kapitel der NS-Herrschaft untersucht. Es geht um die Massenerschießungen von Juden in der besetzten Sowjetunion im 2. Weltkrieg und wie davon nach dem Krieg erzählt wurde. Sie zoomt buchstäblich mit dem Mikroskop nah heran, es geht um Mikrogeschichten der Erinnerungskultur.
Magdalena Saryusz-Wolska ist Kulturwissenschaftlerin und Soziologin und wurde 2016 an der Fakultät für Polonistik der Universität Warschau habilitiert. Seit April 2024 ist sie Leiterin des Deutschen Historischen Instituts in Warschau. Sie hat zahlreiche Bücher zur Erinnerungskultur geschrieben. Bei De Gruyter 2022 erschienen ist Mikrogeschichten der Erinnerungskultur: ‚Am grünen Strand der Spree‘ und die Remedialisierung des Holocaust by Bullets.
Staffel 3: Zeit
Folge 3:
Wie dachten die Menschen in der Antike über Zeit? Christoph Markschies über antike Zeitvorstellungen
Das Jahr hat 12 Monate, der Monat hat 4 Wochen, die Woche besteht aus 7 Tagen und ein Tag hat 24 Stunden. Das ist die Zeiteinteilung, nach der wir heute leben. Die Uhren auf der Welt ticken weitgehend synchron. Aber das war nicht immer so. Wir gehen in dieser Folge von Wagnis Wissen weit zurück in der Zeit bis in die Antike. Welche Zeitvorstellungen existierten dort, wie dachten die Menschen in der Antike über Zeit nach? Und was kann man daraus heute noch lernen? Darum geht es in der heutigen Folge von Wagnis Wissen, zu Gast ist der Theologe und Professor für antikes Christentum Christoph Markschies.
Markschies war bis 2010 Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin, seit 2011 war er Vizepräsident und seit 2020 ist er Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Er studierte Evangelische Theologie, Klassische Philologie und Philosophie in Marburg, Jerusalem, München und Tübingen, wurde 1991 in Tübingen promoviert und dort 1994 habilitiert. Prof. Markschies ist Mitglied des Beirats bei De Gruyter und Mitherausgeber der bei De Gruyter erscheinenden Reihe Chronoi. Zu seinen Ehren wurde in dieser Reihe der Band Zwiegespräche über die Zeit veröffentlicht.
Folge 2:
Lebens- und Arbeitszeit gerechter verteilen? Janina Glaeser über feministische Zeitpolitik
Männer verdienen das Geld, Frauen schmeißen den Haushalt und erziehen die Kinder. Diese klare Rollenverteilung ist zum Glück Schnee von gestern. Aber gleichberechtigt sind Partnerschaften heute deshalb längst noch nicht. Immer noch übernehmen Frauen zwei Drittel der unbezahlten Hausarbeit und die Kinderbetreuung. Das steht so im 3. Gleichstellungsbericht der Bundesregierung. Wie kann Lebens- und Arbeitszeit gerechter verteilt werden. Welche Bedingungen müssen dafür geschaffen werden und welche Rolle spielt dabei bezahlte und unbezahlte Care-Arbeit? Damit beschäftigt sich die feministische Zeitpolitik und darüber sprechen wir in der heutigen Folge mit der Soziologin und Literaturwissenschaftlerin Janina Glaeser.
Janina Glaeser forscht und lehrt rund um Themen zu Gender und Care, Sozialpolitik und (Queer-)Feminismus an der Evangelischen Hochschule Berlin (Professur für Sozialpolitik). Sie wurde an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und der Université de Strasbourg im Cotutelle-Verfahren zu „Care-Politiken in Deutschland und Frankreich – Migrantinnen in der Kindertagepflege“ promoviert. Im Anschluss daran war sie mehrere Jahre Referentin für Frauen-, Gleichstellungs-, Geschlechterpolitik im Bundesvorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). 2022 hat Glaeser den Aufsatz Feministische gewerkschaftliche Zeitpolitik – (Care-)Arbeit vom Kopf auf die Füße im Buch Politiken der Reproduktion im transcript Verlag, einem Partnerverlag von De Gruyter, veröffentlicht.
Folge 1:
Was ist Zeit? Norman Sieroka über Philosophie und Zeit
Warum haben wir eigentlich nie Zeit? Die Zeit rinnt uns durch die Finger. Die Zeit rast und sie verfliegt. Aber was ist Zeit überhaupt? Und machen diese Redewendungen Sinn?
Wir sprechen mit dem Philosophen und Physiker Norman Sieroka darüber, was die Philosophie zu unserem Verständnis von Zeit beitragen kann. Wie ist das Verhältnis von Zeitempfinden und Wohlbefinden? Was hat Corona mit unserem Zeitempfinden gemacht? Wie können das Hören und die Musik helfen, die Zeit besser zu verstehen?
Norman Sieroka beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Phänomen der Zeit. Er ist Professor für Theoretische Philosophie an der Universität Bremen und hat das Standardwerk Die Philosophie der Zeit (C. H. Beck) geschrieben. Bei De Gruyter ist gerade sein Band Zeit-Hören. Erfahrungen, Taktungen, Musik erschienen.
Staffel 2: Künstliche Intelligenz
Folge 3:
Macht KI Architekten bald überflüssig? Georg Vrachliotis über die Zukunft von KI und Architektur
Häuser in Form einer Gitarre, ein Gebäude komplett aus Plastikmüll aus dem Ozean oder eine Wohnsiedlung in futuristisch verformter Optik. Mit künstlicher Intelligenz lassen sich die Städte der Zukunft jetzt schon neu denken. Macht KI Architekten bald überflüssig? Oder ist KI eine nützliche Hilfe beim Planen und Bauen? Und kann der Vormarsch künstlicher Intelligenz dazu beitragen, unsere Umwelt klimaverträglicher und sozialer zu gestalten?
Gast der heutigen Folge ist Georg Vrachliotis, Professor für Theory of Architecture and Digital Culture und Leiter der Design, Data, and Society Group an der TU Delft, wo er auch The New Open vorsteht, einem neuen interdisziplinären Forschungsprojekt über Architektur im Zeitalter offener Daten. Er hat bei den De Gruyter Imprints Birkhäuser und Jovis u.a. das Buch The New Technological Condition. Architecture and Design in the Age of Cybernetics und ein zuletzt ein Vorwort zum Titel Ok Computer. Icons of Architecture, Rebuilt by AI erfasst.
Folge 2:
Welche Ethik braucht künstliche Intelligenz? Sarah Spiekermann über KI Ethik
Künstliche Intelligenz hat schon längst Einzug in unseren Alltag gehalten. KI steckt in Video- und Musikstreamingdiensten, in Suchmaschinen, Sprachassistenten und im Verkehrsmanagement. Und Tech-Unternehmen forschen längst an der Symbiose von Mensch und Maschine. Die Entwicklung stellt uns vor neue ethische Herausforderungen. Welche Ethik braucht künstliche Intelligenz? Und wie kann sichergestellt werden, dass Unternehmen und Softwareentwickler*innen neue Technologien in den Dienst der Gesellschaft stellen? Wie geht gute KI? Das ist unser Thema in dieser Folge von Wagnis Wissen mit der Wirtschaftsinformatikerin Sarah Spiekermann.
Sarah Spiekermann leitet seit 2009 das Institut für Wirtschaftsinformatik & Gesellschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien. Sie ist Spezialistin für digitale Ethik und hat mit einem Team des weltweit größten Ingenieursverbands IEEE einen Standard erarbeitet, um ethische und wertbasierte IT-Systeme und KI zu entwickeln. Bei De Gruyter ist 2023 der Titel Value-based Engineering - a guide to build ethical technology for humanity erschienen.
Folge 1:
Kann KI auch Literatur? Hannes Bajohr über künstliche Intelligenz und Literatur
Hat das ein Mensch geschrieben - oder war eine Künstliche Intelligenz am Werk? Seit dem Durchbruch von ChatGPT lässt sich das oft nicht mehr so einfach feststellen. Schon werden Warnungen lauter, dass Menschen in Zukunft überflüssig werden, dass eine KI genauso gut Kunst und Literatur produzieren könnte. Aber stimmt das? Welche Texte schreibt KI schon jetzt überzeugend? Und was muss passieren, damit KI auch Literatur kann? Darum geht's in dieser Folge von WAGNIS WISSEN. Gast ist der Autor, Philosoph und Literaturwissenschaftler Hannes Bajohr.
Bajohr forscht zum Verhältnis von KI und Literatur, aktuell im Fachbereich Medienwissenschaft der Universität Basel. Im De Gruyter Handbuch Künstliche Intelligenz und die Künste schreibt er über Autorschaft und KI. In diesem Jahr ist von ihm das Roman-Experiment "Berlin, Miami" erschienen, das er mit Hilfe von KI geschrieben hat.
Staffel 1: Popliteratur
Folge 3:
SMS und Poetry Bots in der Literatur? Stephanie Catani über Popliteratur 3.0
Der erste Blick des Tages führt meistens schon auf das Smartphone. Schnell checken, ob jemand geschrieben hat – auf WhatsApp, Telegramm oder Signal, danach einen Blick auf Instagram werfen. Der letzte Blick des Tages geht meistens auch wieder auf das Smartphone. Das Digitale ist mittlerweile so selbstverständlich geworden wie Zähneputzen. Auch in der aktuellen Literatur spiegelt sich das wider. Messengerdienste, Emojis und Social Media sind normale Bestandteile von Geschichten geworden und die wiederum werden auf Instagram, bei Snapchat oder auch TikTok beworben und auch besprochen. Und die sozialen Medien produzieren längst eigene literarische Formen. Die Literaturwissenschaft ruft deshalb die Popliteratur 3.0 aus. Wie wirken soziale Medien in die Literatur hinein und umgekehrt? Welche neuen Literaturformen und Formate sind in und durch Instagram und Co entstanden? Darum geht es in dieser Folge von WAGNIS WISSEN mit der Literaturwissenschaftlerin Stephanie Catani.
Stephanie Catani ist Professorin für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Würzburg und forscht zu Literatur und KI. Bei De Gruyter hat sie den Band Popliteratur 3.0. sowie das Handbuch Künstliche Intelligenz und die Künste herausgegeben.
Folge 2:
Ist Popliteratur ein Jungsding? Anna Seidel über Popfeminismus
Wer an Popliteratur denkt, denkt an Bret Easton-Ellis und Nick Hornby. An Benjamin von Stuckrad-Barre, Christian Kracht und Benjamin Lebert. Vielleicht noch an Alexa Hennig von Lange. Popliteratur scheint ein Männerclub zu sein. Aber spätestens seit den 90er Jahren mischt der Popfeminismus die Popliteratur auf. Popfeminismus - was ist das überhaupt? Und wie passen feministische Positionen und Mittel des Pop – also Politik und Kommerz - zusammen? Darum geht es diesmal in WAGNIS WISSEN.
Gast der heutigen Folge ist Anna Seidel. Sie ist Literaturwissenschaftlerin an der Universität Innsbruck und forscht aktuell zu Transformationen des Populären. Außerdem ist sie freie Autorin und gibt die Zeitschrift Testcard. Beiträge zur Popgeschichte mit heraus. Zum Handbuch Literatur & Pop bei De Gruyter hat sie den Artikel "Pop-Feminismus/ Geschlechterverhältnisse im Pop" beigesteuert.
Folge 1:
Wer bestimmt, was gute Literatur ist? Moritz Baßler über Popliteratur
Literatur und Pop – Gegensatz, oder ein und dasselbe? Popliteratur wird oft als abwertendes Etikett für weniger anspruchsvolle Literatur benutzt. Für andere bietet Pop einen besseren Zugang zur Welt als andere gegenwärtige Literatur. Doch wenn die Grenzen zwischen high und low verschwimmen, was unterscheidet aus Sicht der Literaturwissenschaft noch gute von schlechter Literatur? Oder ist das alles nur Geschmacksfrage? Nadine Kreuzahler und Moritz Baßler sprechen über Popliteratur, populären Realismus und Midcult.
Moritz Baßler ist Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Münster und hat bei De Gruyter das Handbuch Literatur & Pop herausgegeben. Mit seinen Thesen zu einem neuen Midcult und populären Realismus hat er jüngst eine weitreichende Literaturdebatte ausgelöst.
Wagnis Wissen Trailer
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