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Byzantinisches Archiv – Series Medica is dedicated to the new and rapidly growing field of research into Byzantine medical literature of professional use. It considers itself a forum for cutting-edge research on Byzantine medicine based on solid philological and medical-historical foundations. Its aim is to publish critical editions, source-based analyses of Byzantine medical literature, and conference volumes. Each volume is written and edited by leading scholars in the field. High quality standards are ensured through anonymous reviewing.
Editors in Chief: Albrecht Berger and Isabel Grimm-Stadelmann (Munich)
Editorial Board: Robert Alessi (Paris), Klaus-Dietrich Fischer (Mainz), Anna Maria Ieraci Bio (Neapel), Frederick Lauritzen (Venedig), Rosa Maria Piccione (Turin), Peter Schreiner (Köln/München), Ilias Valiakos (Larissa)
Angesichts einer modernen, naturwissenschaftlich fundierten Medizin, wie sie sich im 19. Jahrhundert ausbildete, mussten neuzeitliche Ärzte erst einen gemäßen Zugang zu den ärztlichen Autoritäten der Antike finden. Wenngleich die ‚alten Größen‘ zunehmend weniger praktisch verwertbares Wissen vermitteln konnten, lag den Medizinern daran, sich weiterhin auf ihren Schultern zu wissen. Darum schufen sie moderne Editionen klassischer Werke, die in ihrer Umsetzung die Spuren verschiedener Intentionen erkennen lassen, die die vorliegende Arbeit systematisch untersucht. Die Betrachtung des Verhältnisses Medizingeschichte – Philologie zeigt, dass gerade die ‚ärztliche‘ Sichtweise die Editionsmethodik oft entscheidend bestimmte, was gerade im Kontrast zu den Entwicklungen in der Pharmaziegeschichtsschreibung und im Ausland nachvollzogen wird. Die Arbeit erhellt mit der textgeleiteten Untersuchung ausgewählter Gesamteditionen nicht nur eine maßgebliche Komponente der Professionalisierung der Medizinhistoriographie, sondern weist im Querschnitt von Medizingeschichte, Pharmaziegeschichte und Philologie auf die Notwendigkeit der engen fachlichen Vernetzung und Förderung der Medizingeschichte als Wissenschaft hin.
Die byzantinische medizinische Gebrauchsliteratur basiert auf zwei essentiellen Faktoren, Tradition und Innovation. Die in den byzantinischen Quellen zu beobachtende kritische Reflexion traditioneller Überlieferungen vor dem Hintergrund medizinethischer Fragestellungen führte sukzessive zu einer Transformation des medizinischen Denkens, wobei sich der Fokus immer stärker auf ganzheitliche, patientenorientierte und individuell modifizierbare Therapiekonzepte konzentrierte. In diesem Entwicklungsprozess spielte die Rezeption und Rationalisierung iatromagischer Quellen als unkonventionelle Komplementierung bestehender Heilkonzepte eine wesentliche Rolle. Die Analyse diverser iatromagischer Motive, ihr mutmaßlich gräkoägyptischer Ursprung sowie ihre gelegentliche Transformation, aber insbesondere ihre Relevanz für die byzantinische Heilkunde steht im Mittelpunkt vorliegender Untersuchung. Aufgrund ihrer transdisziplinären Orientierung ist diese nicht nur für die Byzantinistik und Medizingeschichte, sondern für eine Vielzahl weiterer Fachdisziplinen von Interesse, und nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund der aktuellen Polarisierung zwischen ›Schulmedizin‹ und ›Alternativheilkunde‹.